Helden mit Würfel und Feder

Die Feencon 2019 in Bad Godesberg - Mehr als ein Rollenspielertreffen

Die Feencon ist ein Fest für Rollenspieler. Tische für Spielrunden aller möglichen Pen&Paper- und Tabletop-Syteme finden sich überall in der Bad Godesberger Stadthalle vertreilt, in den Sälen und Korridoren, auf der Bühne, im Innenhof, in einem Zelt im Freigelände und sogar im Keller, wo die hartgesottensten Besucher auch die Nacht in Schlafsäcken verbringen. Zwei Tage lang konnte ich den Gesprächen der Spieler im Vorbeischlendern lauschen ("Ich hätte mir echt lieber einen Kleriker machen sollen"), Hexagonal-Landschaften und Miniatur-Ruinenstädte bewundern, in denen rundenbasierte Kämpfe mit liebevoll bemalten Figuren und Robotermodellen simuliert werden, und beim Stöbern in den Händlerkisten den einen oder anderen Schatz hervorziehen, den ich zu meinen eigenen Rollenspiel-Zeiten gerne besessen hätte.

Die Feencon ist aber auch eine Veranstaltung der phantastischen Kleinverlage und ihrer Autoren, und nach dem BuCon in Dreieich vielleicht die schönste ihrer Art. Und daran ist eben diese Synergie aus Rollenspiel und phantastischer Literatur schuld, die für beiden Interessengruppen eine gemeinsame Wohlfühlatmosphäre schafft. Zugegben, die Spieler sind an ihren Tischen eher unter sich, und die Lesungen werden überwiegend von Autoren besucht, aber spätestens beim legendären Kirschbier an der Taverne oder am Stand von Bernhard Hennen und Robert Corvus, deren Phileasson-Saga Fantasyleser und DSA-Fans gleichermaßen begeistert, verschwimmen die Grenzen.

Mich zog es jedoch mehr zu meinem literarischen Heimathafen, dem Stand des Leseratten Verlags. Nicht nur, weil ich dort Marc Hamacher und seine Frau Tanja Kummer treffe, sondern auch, weil ich dort zum ersten Mal mein Buch in der Hand halten werde: Die Anthologie Vikings of the Galaxy, für die ich zusammen mit Cara D. Strange als Herausgeber verantwortlich zeichne. Und zeichnen können wir in diesem Fall wörtlich nehmen, weil die Autoren-porträts tatsächlich aus meiner Feder beziehungsweise meinem Bleistift stammen. Die gesammelten Illustrationen findet ihr in der Galerie.

Bei der Vorstellung der Vikings am Sonntag las ich mit vollem Einsatz aus meiner Geschichte »Das Blutaxt-Debakel«, dem vierten Teil der FEUERSTURM-Chroniken. Angeblich habe ich mich ganz gut geschlagen ... Spaß gemacht hat es auf jeden Fall.

Neben Wikingern im Weltall stand die Convention ganz unter dem Motto »Fressen, Zerstören, Erobern«: Die ebenfalls von Marc Hamacher verlegte und von Markus Heitkamp aka Grummel herausgegebene Anthologie German Kaiju, feierte sich selbst. Bis auf einen waren alle beteiligten Autoren und der Illustrator anwesend, und die Kaiju-Lesung mit Simona Turini, Wolfgang Schroeder und Thomas Williams, moderiert von Grummel im Sumpfmonster-Kostüm, geriet zu einem echten Event.

In guter Erinnerung bleiben mir die vielen Gespräche mit den Autorenkollegen, für die sich bei Pizza und Pasta beim Italiener, bei einem Krug Kirschbier oder am Frühstückstisch im Hotel reichlich Gelgenheiten ergaben. Sehr gefreut hat mich auch, endlich einmal Christian von Aster kennenzulernen, der für German Kaiju eine ganz besondere Geschichte beigesteuert hat.

Ein weiterer Höhepunkt des Kaiju-Wochenendes war die Ziehung des Gewinners des Preisrätsels, das Markus vorbereitet hatte. Tom Krause konnte sein Glück gar nicht fassen, als er neben einer von allen Autoren signierten Ausgabe und einem Monster-Poster ein giftgrünes, hand-gefertigtes Plüsch-Tentakelmonster als Hauptpreis überreicht bekam. Herzlichen Glückwunsch, Tom!

Natürlich durften auch die Stippvisiten bei den vielen anderen bekannten Gesichtern nicht fehlen, die ich regelmäßig auf Cons und Messen treffe. Immer und überall anzutreffen ist der umtriebige Verleger Torsten Low, der inzwischen vier meiner Kurzgeschichten ein neues Zuhause gegeben hat.

Christian Günther, unser Kaijukünstler, war mit einem Stand und einer Lesung zu seiner Fantasy-Welt Faar ebenso vertreten wie die wundervolle Zeichnerin Chris Schlicht, deren Cover etliche Anthologien zieren.

Vanessa Kaiser und Thomas Karg stellten ihre neue Roman-Reihe Die Erben Abaddons vor, und auch mit Lucian Caligo, Jannika Hoffmann und Erik Schreiber gab es ein Wiedersehen. Ich weiß, dass ich den einen oder anderen vergessen habe. Tut mir leid, es waren einfach zu viele Eindrücke.

Die Feencon durfte dieses Jahr übrigens ihren 30. Geburtstag feiern, und das tat sie, indem sich selbst eine Anthologie widmete, zu der viele Stamm-Aussteller phantastische Geschichten beisteuerten und die kostenlos an die Besucher ausgegeben wurde. Held der meisten dieser Geschichten war Con-Organisator Willi Schumacher, der auf dem Backcover mit einem ganzen Güllefass voller Waldmeistersaft anrückt, um seine Feencon vor Vampiren zu retten. Und auch sonst wimmelte es von bekannten Namen ...

Die zweistündige Lesung war ein großer Spaß und eine schöne Würdigung für eine unvergleichliche Veranstaltung. Feencon, ich komme wieder!


Mehr Bilder von der Feencon gibt es in der Galerie.