Sterben für Fortgeschrittene #1

"Die Arbeit bringt mich um."

"Hallo, mein Name ist Pablo. Ich kann Toten ins Jenseits folgen. Aber um sie dort zu finden, muss ich am selben Ort zur gleichen Stunde unter den gleichen Umständen sterben wie sie. Das ist nicht sehr angenehm für mich, aber ich habe die Regeln nicht gemacht. Das war der da. *zeigt auf Thomas*

Nachdem ich mich erschießen oder überfahren lassen habe, in eine Schlucht gestürzt oder ertrunken bin, bleiben mir zwölf Stunden, um das Opfer aufzuspüren und nach seinem Mörder zu befragen. Dann erwache ich vollkommen unversehrt in meinem Bett.

Im Sterben bin ich Profi. Davon lebe ich."

 

Das ist, mal etwas anders formuliert, die Prämisse für mein Romanprojekt.

Pablo ist "übersinnlicher Ermittler". Derer gibt es inzwischen viele, aber ich kenne keinen, der in Mexiko-Stadt lebt. Der Megametropole kommt eine besondere Rolle zu - sie ist gleichberechtigter Protagonist neben meinem Helden Pablo.

Das Übersinnliche gehört zu Mexiko wie der Tortilla und die Fiesta. In einem Land, in dem die Hälfte der Leute lieber zu einer Hexe als zu einem Arzt geht, niemand einen Widerspruch zwischen einem Marienwunder und einem Schamanenzauber sieht und der Tag der Toten als buntes Volksfest gefeiert wird, ist ein Detektiv, der mit den Toten spricht, auch nur eine weitere Ausprägung des alltäglichen Mystizismus. Mexiko ist, könnte man sagen, ein natürlicher Lebensraum für jemanden mit Pablos besonderer Begabung.
Dazu kommt das Erbe der Azteken - die Erinnerung an eine blühende (und bisweilen blutige) Hochkultur, die allgegenwärtige Präsenz ihrer Herrscher und Götter, die Ruinen und Pyramiden, die überall in und um Mexiko-Stadt zu finden sind. Das Totenreich Mictlan ...

Aber auch Marotten und Lebensart der Mexikaner bilden eine fabelhafte Leinwand, auf der sich Pablos Beziehungsgeflecht farbenfroh entfalten darf.

Sein Mentor ist ein schwergewichtiger Schamane, der ihn in seine Großfamilie aufgenommen hat - zum Unwillen seiner Frau, die Pablo für einen bösen Geist hält. Pablos Mutter, eine berüchtigte Independent-Filmemacherin, lebt in der esoterischen Kommune eines Sex-Gurus. Sein bester Freund ist ein eiskalter Killer, der ihn regelmäßig umlegt, und seine Verlobte eine rätselhafte, schweigsame Frau aus dem Jenseits.

 

Pablo zahlt einen Preis für seine Gabe: Das Jenseits zehrt an seiner Seele und belastet sein Gemüt. Je häufiger er stirbt, desto schwächer wird er auch im Diesseits. Abhilfe schafft die Magie seines Schamanenfreundes, doch auch die hat ihre Nebenwirkungen. Sie macht Pablo leichtsinnig und unzurechnungsfähig. Wer mit dem Tod tanzt, der geht auch keinem lebensgefährlichen Spiel aus dem Weg.

Doch Pablo ist nicht so unsterblich, wie er glaubt: Falls er im Jenseits erneut stirbt, ist es sein endgültiges Ende.

 

Ich denke, damit lässt sich was anfangen. Mit welchen finsteren Gestalten Pablo es zu tun bekommt, werde ich im nächsten Teil verraten. Nur so viel: Seine Gabe ist nicht einzigartig ...

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